24. SONNTAG im Jahreskreis

 

In der vergangenen Woche las ich im Internet (Facebook) die Meldung: „Gott ist tot! Gott bleibt tot! Und wir haben ihn getötet!“ Und es wurde hinzugefügt: Im Laufe meines Lebens habe ich Gott verloren. Gott ist für mich tot und Schuld daran ist die Kirche, weil sie so unglaubwürdig von Gott redet.“

So etwas habe ich schon oft gehört, aber diesmal waren es Worte eines Mannes, den ich vor ungefähr 60 Jahren das letzte Mal gesehen und gesprochen habe. Wir waren in derselben Klasse im Gymnasium.

Ich hatte keine Lust mit ihm eine Diskussion über die Kirche anzufangen. Deswegen schrieb ich ihm nur einen Satz: „Vielleicht hast du Gott in deinem Leben zu wenig gesucht?“ Am nächsten Tag kam schon eine Antwort: „Eine schwierige Frage, die du da stellst. Wie suche ich Gott, wie kann ich ihn erfahren? Ich bin Archäologe und stelle mich immer der Frage über die Entstehung des Menschen und des Lebens überhaupt. Irgendeine Kraft muss es da geben. Ob das Gott ist?“ Und dann fügte er noch hinzu: Dieser Jesus war für mich nicht der „Sohn Gottes“, sondern der größte Philosoph, den es je gegeben hat und dessen geniale Kernsatz lautet ‚Liebt einander‘. Gerade das wird in dieser Welt vergessen.“

Daraufhin habe ich eine längere Antwort geschrieben (zu lange um hier alles zu erzählen) aber unter anderem auch mit einem „Geständnis“: Unter den vielen meiner Bücher, die ich gelesen habe, befinden sich mehr als 200, die über die Frage nach Gott handeln. Viele Autoren haben da über ihre Erfahrungen mit Gott geschrieben und ich habe viel von ihnen gelernt. Das deutet darauf hin, dass ich selbst eigentlich immer, mein Leben lang, nach Gott gesucht habe und das er deswegen für mich nicht tot ist. Jesus von Nazareth hat da immer die entscheidende Rolle gespielt, denn er hat uns eine einmalige Vorstellung von Gott gebracht, die befreiend wirkt. Das heutige Evangelium ist da ein Musterbeispiel.

Da steht: „Eines Tages waren wieder einmal alle Zolleinnehmer und all die anderen, die einen ebenso schlechten Ruf hatten, bei Jesus versammelt und wollten ihn hören.“ Warum wollten gerade sie Jesus hören? Waren gerade sie auf der Suche nach Gott und hatten nicht gerade sie das Gefühl, das Jesus ihnen über diesen Gott etwas zu sagen hatte - anders als viele offizielle Gläubige wie die Pharisäer und Gesetzeslehrer?

Jesus macht immer durch Erzählungen deutlich, was er meint. Gott ist wie ein gütiger Vater, der seinen Kindern die Freiheit gibt zu gehen und ihren Weg zu finden (so wie dem jüngsten Sohn). Wie oft haben wir uns schon in unserem Leben von Gott entfernt, sind eigene Wege gegangen, ohne Gott? Wie oft haben wir ihn schon verdrängt, so dass er keine Rolle mehr spielte, nur noch irgendwo am Rande unseres Lebens da war? Und trotzdem können wir immer zu diesem Vater zurückkehren, der uns dann sogar keine Vorwürfe macht, sondern uns mit offenen Armen wieder aufnimmt und sich freut, wenn wir uns wieder an ihn wenden.

„So ist Gott“, sagt Jesus. So steht er zu uns. Er ist der „Ich-bin-für euch-da“. Ist das nicht einmalig? Macht uns das nicht unendlich dankbar? Drängt uns das nicht, diesen Gott zu lieben und zu ihm ein grenzenloses Vertrauen zu haben? Gott, ein barmherziger Vater: Einer, der uns oft Erbärmlichen immer wieder sein Herz schenkt. Es ist eine der schönsten Erzählungen über Gott, die Jesus uns gegeben hat. Zu diesem Gott kann ich Vertrauen haben. Bei diesem Gott kann ich mich geborgen wissen.

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